Die deutschen Kettensägen-Schnitzer

Wir freuen uns über die erste Frau in unserer Serie “Carving direkt”. Fichtenmoped proudly presents: Ragna Reusch!

Wie geht es Ihnen im Augenblick?
Ich bin gerade sehr glücklich, dass ich diesen Beruf ausüben und davon leben kann. Es ist möglich, kreativ an der freien Luft zu arbeiten, mich körperlich zu betätigen, mit Kunden im freundlichen Gespräch Projekte zu erarbeiten und dabei meine Arbeitszeit selbst zu bestimmen.

Wie sind Sie zum Carving gekommen?

Mit Taschenmessern schnitze ich schon seit meiner Kindheit, sodass ich im Wegschneiden und etwas stehen lassen, wie zum Beispiel einer Figur, sehr geübt bin. Auf die Idee, mit einer Kettensäge zu schnitzen bin ich gekommen, als ich einer Mitstudentin an der HfK Bremen dabei zusah, wie sie mit einer Motorsäge arbeitete. Letztlich hat mich mein Exmann dazu gebracht, der Berufsausbilder im Garten/Landschaftsbau ist. Er zeigte und vermittelte mir den sicheren Umgang mit der Säge.

Was war beim Carving bisher Ihre größte Herausforderung?

Diese Frage kann ich gar nicht genau beantworten… Ich habe schon so viele spannende und herausfordernde Momente mit der Säge erlebt- sei es bei Kettensägen-Schnitz-Events in England oder Amerika, bei thematischen Umsetzungen, oder Überraschungen von Seiten des Holzes …

Gibt es ein Lieblingsmotiv, das immer wieder entsteht?
Am liebsten schnitze ich Menschen in Bewegung oder eigenwilligen Haltungen. Und da entstehen immer wieder Damen … hin und wieder auch Herren … im Handstand oder in der Standwaage … bevorzugt in Hacken-Schuhen, die ich meist rot fasse.

Kann man sich Ihre Kunstwerke ansehen, wenn ja, wo?
Ein Großteil meiner Arbeiten steht in der „Arte Gallerie“ im Ankunftsbereich des Hamburger Flughafen. Auch werde ich von der Galerie Pfanne/Dreesen vertreten. Und natürlich sind aktuelle Arbeiten nach Anfrage bei mir zu Hause im Atelier anzusehen. Auch ist im Internet viel zu finden. Meine zugegebenermaßen selten aktualisierte Webseite zeigt nur einen Ausschnitt. (Anm. der Red, die verlinken wir gerne:) www.die-ahauser-schnitzerin.de

Haben Sie eine Lieblings-Holzsorte?
Frische Eiche bearbeite ich am allerliebsten. Aber eigentlich ist mir die „Form“ des Holzes fast wichtiger. Astgabeln oder Kronen-Stücke inspirieren mich mehr zu bewegter Figur, als gerade Stammabschnitte, wobei ich dem Holz nicht „nachspüre“. Vielmehr möchte ich bestimmen, mag das Gefühl, die Skulptur zuerst in das Holz „hineinzudenken“, bevor ich sie wieder „befreie“.

Wie viele Kettensägen besitzen Sie?
Angefangen habe ich vor vielen Jahren mit einer Elektro-Dolmar aus dem Baumarkt für 100 Euro. Dann wurden es mehr und mehr Benzin-Sägen. Für verschiedene Bedarfe und Skulpturen-Formate. Irgendwann sind mir nach einem Außenauftrag bei einem Kunden meine besten vier Sägen aus dem Auto … äh .. „geholt“ worden… Im Moment sind es rund zehn Maschinen, von denen ich hauptsächlich vier benutze.

Nutzen Sie Benziner oder Elektrokettensägen?
Ich überlege, ob ich wegen der Geräuschbelästigung der Nachbarn nicht auch einmal mit Akku-Sägen beginnen sollte. Die mag ich allerdings nicht so gerne, da die entweder an oder aus sind … ich nicht mit dem „Gas spielen“ kann. Ansonsten säge ich nur mit Benzin.

Kommt in Ihrem Lieblingsfilm eine Kettensäge vor?
In meinen Lieblingsfilmen kommen garantiert keine Kettensägen vor… dazu bin ich doch zu sehr „Mädchen“ ;-).

Welchen Freizeitbeschäftigungen gehen Sie gerne nach, die nichts mit Kettensägen zu tun haben?
Skifahren, Klassischer Gesang, Segeln, Tangotanzen, Inlinern, Zeichnen, Lesen, Schnorcheln … da gibt’s ne Menge Dinge, die ich aufgrund meiner freien Zeitbestimmung tun kann! Schnitzen gehört sogar auch in vorderster Reihe dazu … allerdings im Miniaturformat: Ich habe mich darauf spezialisiert, Figuren aus einzelnen Zahnstochern zu schnitzen und zu bemalen. Allerdings nicht mit der Motorsäge!

Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Spaß haben und weitergeben!

Welche drei Gegenstände würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
Machete, Japanische Zugsäge, Jagdmesser. Ok … vielleicht noch ein rosa Einhorn.

Was möchten Sie im Carving und was im Leben noch erreichen?
Eigentlich möchte ich gerne einfach so weiter machen und mir quasi dabei zusehen, wie ich mich automatisch entwickle. Ich habe mal gehört, “Lernen lässt sich nicht vermeiden“. Und das gilt für mich im Carving auch, wobei es mir nicht vorrangig um das „Fichtenmoped“ geht- es ist letztlich auch nur das Mittel zum Zweck. Wenn auch ein wunderbares!

Liebe Frau Reusch, herzlichen Dank für das Interview. An alle anderen: Sind Sie auch Carverin oder Carver aus Leidenschaft? Dann mailen Sie uns, wenn Sie auch Interesse haben bei “Carving direkt” mitzuwirken. Senden Sie dazu einfach eine eMail an team@fichtenmoped.de. Wir freuen uns auf Sie.

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